Im Frühling und Sommer summen, brummen und krabbeln sie emsig um und auf uns herum. Insekten und Spinnentiere. Aber was machen Insekten und Spinnen eigentlich in der kalten Jahreszeit?
Diese Projektidee ist entstanden, als ich mitten im November 2019 bei uns auf dem Schlafzimmerboden eine Wespe im Zeitlupentempo habe kriechen sehen. Ich habe sie vorsichtig in die Pflanzen draussen auf unserer Terrasse gesetzt und dann recherchiert, was Wespen im Winter eigentlich machen. Als mir dann beim Lesen über die Wespen gleich ein Bild im Kopf aufgetaucht war, habe ich es gleich gezeichnet. Ich recherchierte noch über andere Insekten und Spinnen und schon war dieses Projekt geboren.
Insektensterben
Seit Beginn der Industrialisierung hat der Mensch den Insektenbestand um 75% dezimiert. Mehr als 40% aller weltweit vorkommenden Insektenarten sind vom Aussterben bedroht. Auch in der Schweiz sind 40% der Insekten auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten aufgeführt.
Hauptgründe für das Insektensterben sind:
- die intensive Landwirtschaft
- der massive Einsatz von Pestiziden
- die Zerstörung der Lebensräume
Weitere Gründe sind die Lichtverschmutzung und der Klimawandel.
Mein Beitrag
Ich möchte mit diesem Projekt den Insekten eine Stimme geben, damit die Menschen diese wichtigen Erdbewohner in einem anderen Blickwinkel sehen. Ich wünsche mir, dass die Menschen Insekten und Spinnen respektieren, auch wenn sie winzig sind und uns manchmal lästig erscheinen. Insekten sind wichtig und erfüllen einen Zweck. Sie dienen als Bestäuber von Pflanzen, als Abfallverwerter oder als Nahrung für andere Tiere, wie z.B. Vögel.
Was kannst Du tun, um den Insekten zu helfen?
Durch den Kauf von biologisch angebauten Nahrungsmitteln trägst Du als Konsument*in massgeblich zum Schutz der Insekten bei. Wenn Du einen eigenen Garten, eine Terrasse oder einen Balkon hast, setze bitte keine Chemie ein, pflanze heimische, insektenfreundliche Blumen und Sträucher. Exotische Pflanzen bieten unseren Insekten keine Nahrung und keinen Lebensraum.
- Kaufe Bio
- Keine Chemie auf Balkon und Garten
- Pflanze heimische, insektenfreundliche Blumen und Sträucher
Wespen
Wenn Du Ende Herbst oder Anfang Winter eine Wespe siehst, dann handelt es sich um eine Jungkönigin, denn nur sie überleben den Winter. Ihr Körper produziert eine Art Frostschutzmittel, das sie vor Kälte schützt.
Nach dem Hochzeitsflug im Herbst, sucht sie sich ein Winterquartier (altes morsches Holz in Baumstümpfen, Dachbalken, Brennholzstapel) und fällt dann in eine Winterstarre, in der sie eine besondere Körperstellung einnimmt. Sie packt die Flügel unter den leicht gewölbten Körper und zieht Fühler und Beine an. Die Atmung wird ganz flach und der Stoffwechsel wird fast komplett heruntergefahren. Sie wirkt wie tot.
Im Frühling erwacht sie langsam und gründet ein neues Volk. Spannend, nicht wahr?
Ameisen
Wusstest Du, dass Ameisen im Winter in eine Kältestarre verfallen? Im Ameisenhügel ist es fast das ganze Jahr über ziemlich kuschelig warm.
Deshalb sind Ameisen von März bis Oktober immer sehr aktiv. Im Winter jedoch zieht sich das ganze Volk mit der Königin in den unterirdischen Teil ihres Baus zurück, verschließt alle Gänge und fällt dann in eine Kältestarre. Sie bewegen sich dann fast nicht mehr und nehmen auch keine Nahrung zu sich.
Sie bleiben steif bis die Sonne im nächsten Frühjahr den Waldboden wärmt. Dann erwachen die Ameisen und das neue Ameisenjahr beginnt von vorne 🐜🐜🐜
Wasserspinnen
Wusstest du, dass Wasserspinnen gerne in einem Schneckenhaus überwintern, welches sie auf dem Grund der Gewässer finden? Sie füllen das Schneckenhaus mit Atemluft und verschliessen es mit einem Gespinst. Dann lassen sie sich samt Schneckenhaus an die Oberfläche treiben, frieren dort im Eis ein und verharren in Kältestarre, bis der Frühling kommt.
Ziemlich krass oder?
Schwarz gefleckter Bläuling
Insekten haben ganz ausgeklügelte Methoden, den Winter zu überstehen. Etwas ganz Besonderes hat sich der schwarzgefleckter Bläuling ausgedacht.
Dieser Schmetterling fängt im Herbst an, als Raupe eine Ameisenstrasse zu suchen. Das ist deshalb ungewöhnlich, weil Ameisen Schmetterlingsraupen eigentlich fressen. Diese schwarzgefleckte Bläulingsraupe sondert jedoch über ihren Rücken eine süsse Flüssigkeit ab, die den Ameisen so gut schmeckt, dass sie lieber die Flüssigkeit abschlabbern, anstatt die Raupe zu fressen. Also schleppen sie die Raupe in ihren Bau, in eine der Brutkammern, in der sie zusammen mit den Ameisen in aller Ruhe überwintern kann.
Während die Ameisen den Winter durch in einer Kältestarre verharren, ernährt sich die Raupe von den Ameiseneiern und -larven. 🐜🐜🐜
Mücken
Wusstest du, dass es Wintermücken gibt?
An sonnigen Wintertagen sieht man manchmal Mückenschwärme fliegen, die an unsere sommerlichen Stechmücken erinnern. Stechmücken würden aber im Winter erfrieren. Wintermücken hingegen sind kälteresistent, denn in ihrem Blut befindet sich eine glycerin-ähnliche Substanz, die als Frostschutzmittel dient. Sie kann somit den ganzen Winter aktiv sein und muss keine Winterpause einlegen.
Keine Angst, die Wintermücken ernähren sich nicht von menschlichen Blut, denn ihre Mundwerkzeuge sind nicht dafür geeignet. Es wird davon ausgegangen, dass sie sich von Pflanzensäften ernähren. Interessant, nicht wahr?
Monarchfalter
Der hübsche Monarchfalter ist in vielen Regionen der Welt zu Hause. Aber der Nordamerikanische Monarchfalter legt als einziger ein ganz spezielles Verhalten an den Tag. Wenn der Winter naht, dann flattert er zusammen mit seinen Artgenossen bis zu 4500 Kilometer‼️von den USA und Kanada bis nach Mexiko, wo er es sich in den Wäldern gemütlich macht. Arrrrriba!!!
Ohrwurm
Die nachtaktiven Ohrwürmer schlüpfen im Winter am liebsten in alte, ausgediente Blumentöpfe. Unterstütze sie, indem Du einen alten Blumentopf kopfüber an einem stabilen Strauch oder Baum befestigst. Gib Holzwolle und Stroh in den Topf und Decke die große Öffnung mit einem Zwiebelnetz ab.
Der Ohrwurm ist ein sehr nützliches Tier. Der kleine Kerl ernährt sich von Blattläusen, Wicklerraupen und Spinnmilben und vernichtet Mehltau.
Seinen Namen hat er davon, dass früher das Insekt getrocknet und als Pulver an Schwerhörige verabreicht wurde. Er kriecht nicht in Ohren und ist total harmlos. Wenn sich mal einer in Deine Wohnung verirrt hat, fange ihn vorsichtig z. B. mit einem Glas und einer Postkarte und setze ihn wieder nach draussen.
Marienkäfer
Die herzigen rot-schwarzen Käferchen verkriechen sich im Winter unter Laub, Moos oder in Gartenlauben und kuscheln sich in grossen Gruppen zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen.
Die kleinen Käferchen verfügen über einen körpereigenen Frostschutz und halten Temperaturen bis zu Minus 15 Grad Celsius aus. Meistens kommen sich Herr und Frau Marienkäfer in dieser Zeit näher und werden im Frühling ein Paar. Das spart sehr viel Zeit, weil sie dann nicht mehr auf Partnersuche gehen müssen und gleich mit der Eiablage beginnen können.
Die gepunkteten kleinen Kerlchen sind übrigens sehr nützliche Gartenhelfer. Sie sind eine biologische Wundertruppe gegen Blattläuse, wenn man einen giftfreien Garten oder Terrasse haben möchte.
Hummeln
Wusstest Du, dass nur befruchtete Hummelköniginnen den Winter überleben? Im Herbst schlagen sich die jungen Hummelköniginnen die Bäuche voll und setzen Fettreserven an. 80% dieser Fettreserven werden während des Winters verbraucht.
Hummeln überwintern in Erdlöchern, die im Halbschatten, vorzugsweise mit nord-westlicher Ausrichtung liegen, damit sie nicht zu früh aus ihrem Nest krabbeln, wenn im Februar die Sonne scheint. Sie würden zu wenig Nahrung finden.
Hummeln sind durch ein Frostschutzmittel im Körper vor Temperaturen bis Minus 19 Grad geschützt.
Die flauschigen Hummelchen sind sehr nützliche Tiere: Die Arbeiterinnen sind mit Abstand die fleißigsten Bestäuber von Obstbäumen und heimischen Blütenpflanzen!